Die sechste Netzwerktagung in Bad Wörishofen 2016
Vom 24.-26. Juni 2016 trafen sich Bibelgarten-Interessierte im Kneipp-Kurort Bad Wörishofen in Bayern. (Hier zum Programm.) Eingeladen hatte die Evangelische Erlöserkirchengemeinde, die dankenswerterweise ihr Gemeindehaus, Kirche und Frauen-Power zur Verfügung stellte. 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten zum Teil aus weit entfernten Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein an.
Der erste Abend stand im Zeichen des Kennenlernens. In Kleingruppen tauschten sich zu Schwerpunktthemen aus wie „Umgang mit mediterranen Pflanzen in unserem Klima“ (mit Peter Portalla), „Pflanzen mit christlicher Namenstradition“ (mit Anette und Christian Lukesch), „Biblische Landwirtschaft und ihre Feste“ (mit Christa und Walter Hahn) und „Biblische Botanik“ (mit Volker Struss). Von der Kleingruppe „Veranstaltungsideen für Bibelgärten“ (mit Gaby Socher-Schulz) gibt es eine schriftliche Ideensammlung hier.
Am nächsten Tag stellten Kerstin Steinsberger und Angelika Beck den Bibelgarten Bad Wörishofen vor. Er wird zusammen mit einer Gruppe afrikanischer Männer gepflegt, die Asylbewerber in Deutschland sind.
Der erste Vortrag wurde von dem Pfarrer und Alttestamentler Dr. Herbert Specht zum Thema „Vom Paradiesgarten bis zum Garten Gethsemane“ gehalten. Specht führte in die allgemeine altorientalische Vorstellung von einem Baumgarten ein - zumeist ein königliches oder göttliches Privileg. Die Bibel akzentuiert anders: Gott macht die Arbeit des Gärtners für die Menschen. Specht untersuchte die biblischen Texte eingehend und resümierte für den Text zum Garten Eden: „Unser Lebensgarten ist weit ausgebreitet vor uns, da ist viel Freiheit, viel Gestaltungsmöglichkeit in unserem Leben. Aber ein Leben ohne Grenzen gibt es nicht, kann es nicht geben. Grenzen zu beachten hilft zu leben.“
Es folgte ein Rundgang durch Bad Wörishofen, dessen Fußgängerzone zum Ausstellungsort für „Gartenlust statt Alltagsfrust“ geworden war. Viele Gartenfirmen und Gruppen hatten kleine Themengärten zu humorvollen Themen wie „Dahoam is dahoam“ gestaltet. Auf dem Weg wurde die Bedeutung des Pfarrers und Heilpraktikers Sebastian Kneipp (1821-1897) für den Kurort Bad Wörishofen deutlich. Die dortigen Anlagen zur Wasserkur und zum Wassertreten gehen auf seine Anregungen zurück. Der Kurpark mit seinen Wasserbecken und Heilpflanzenbereichen ist ein Schmuckstück Bad Wörishofens, in dem sich die Bibelgärtner die ganze Mittagszeit über aufhielten.
Am Nachmittag versammelte man sich wieder im Gemeindehaus. Cornelia Jäger von den Franckeschen Stiftungen Halle zeigte Impressionen von der Israelreise mit dem Schwerpunkt Biblische Pflanzen, die im März 2016 stattgefunden hatte. Beeindruckend war z.B. die Senfblüte am See Genezareth und die Pflanzenvielfalt im Wadi David in En Gedi am Toten Meer, aber auch in den alten Olivenhainen rund um Bethlehem.
Pfarrerin Dr. Katrin Stückrath referierte anschließend über „Die Gärten von Katharina und Martin Luther“. Dank der Ausgrabungen in Wittenberg und den Bestimmungen der Pflanzenreste und Pollen durch Archäobotaniker kann man erfahren, was bei dem Reformatoren-Ehepaar auf dem Speisezettel stand. Vieles davon wurde in eigenen Gärten angebaut, von denen einer auch Schauplatz vieler Tischreden Luthers ist. Die Gartenwirtschaft der Luthers weist typische Züge des mittelalterlichen Gartens auf, geht aber in einigen Aspekten auch darüber hinaus. So tauchen bereits Pflanzen aus der Neuen Welt wie der Gartenkürbis bei den Luthers auf, die in regem Austausch mit der aufblühenden botanischen Wissenschaft standen. Luthers Schöpfungstheologie mit seiner Erkenntnis Gottes auch in der Miniatur der kleinen Blumen bildete mit Betrachtungen zu einzelnen Pflanzen den Abschluss.
Themen der Netzwerkbesprechung waren die Israelreise 2018 (Herzliche Einladung!), die Kontakte zum Bibelgartennetzwerk in den USA und anderes (hier das Protokoll). Für 2018 ist glücklicherweise bereits eine nächste Bibelgarten-Tagung in Aussicht: In Weltersbach (Nähe Leverkusen) vom 22.-24. Juni, vermittelt durch Ehepaar Noss.
Der letzte Abend stand im Zeichen von gutem Essen und Musik. Das Hotel Sonnengarten hatte orientalisch gekocht und Angelika Beck unterhielt mit Mitstreiterinnen die Gäste mit Musik von Flöte und Veeh-Harfen.
Die Abschlusspredigt beim Gottesdienst am Sonntag hielt Dekanin Claudia Schieder. Sie stand unter dem Motto „Bist du einmal sehr zerstreut, geh in den Garten – das erfreut!“ und kann hier nachgelesen werden.
Sehr zufrieden und müde fuhren wir Bibelgärtner wieder an unsere jeweiligen Heimatorte. Vielen Dank für die schöne Tagung an das kleine Vorbereitungsteam vor Ort: Angelika Beck und Kerstin Steinsberger mit ihren Helferinnen!