Saatgut ernten selbst gemacht

In unseren Bibelgärten findet sich eine Vielzahl einjähriger und kurzlebiger Pflanzen, die wir immer wieder neu aus Saat ziehen müssen. Die beste und preiswerteste Methode ist es, die Samen von unseren eigenen Pflanzen abzunehmen. Damit sind wir sicher, dass das Saatgut frisch ist und somit gut keimfähig. Hierzu gibt es natürlich einiges zu beachten.
Wichtig ist es, den richtigen Zeitpunkt für die Samenernte zu bestimmen. Bei Reife verfärbt sich die Saat braun, handelt es sich dabei um Kapseln werden meist die Nähte deutlich sichtbar, an denen diese aufplatzen wird. Jetzt steht an einem möglichst trockenen Tag der Saaternte nichts mehr im Wege. Es lohnt sich noch eine Kapsel zu öffnen, um sicher zu gehen, dass die Saat nicht taub ist oder Parasiten schneller waren.
Zur Ernte werden die Kapseln abgeschnitten und in eine  nicht zu kleine Papiertüte (z.B. aus der Bäckerei)  gelegt. Auch Briefumschläge sind geeignet, wobei zu achten ist, dass die Nähte ordentlich geklebt sind, aber keinesfalls Kunststofftüten verwenden. Sollten die Kapseln schon geöffnet sein oder handelt es sich um Streukapseln (z.B. Mohn), keine Bewegung zu viel und nicht über Kopf halten.
Sind unsere Kapseln nun sicher in der Tüte gelandet, diese nicht verschließen und locker in eine Kiste stellen, dass die Saat an einem geeigneten Ort nachtrocknen kann. Auf jeden Fall die Saat mit Namen versehen, um später der Erinnerung aufzuhelfen.
Wenn unsere Pflanzen spät dran sind, und die Saat nicht voll ausgereift ist, besteht trotzdem eine Chance auf Samen: Es sollten die Kapseln mit längeren Stängelstücken geschnitten werden und besonders luftig gelagert werden.
Saaten, die man bei feuchtem Wetter ernten musste, sollte man einige Tage auf Zeitungspapier ausbreiten, dass die Schimmelpilze keine Chance haben.
Jetzt kann unsere Saat in Ruhe trocknen und gegebenenfalls nachreifen. In dieser Zeit lohnt sich gelegentlich ein Blick nach Tierchen, z.B. Bohnenkäfer, die sich gerne durch unsere Hülsenfrüchte fressen.
An einem der langen Winterabende kann es dann ans Dreschen gehen, sprich die Saat von den Kapseln und der Spreu zu trennen. Hierfür sind folgende Arbeitsmittel eine große Hilfe: ein Holzklotz, der gut in der Hand liegt als Dreschflegel, Siebe mit verschiedenen Lochgrößen, eine Pinzette, mehrere Teller oder größere flache Schalen, eine kleinere Schale mit flachem Rand zum Worfeln. Gut geeignet sind die vom Imbiss, in denen Fritten oder Currywurst gereicht werden.
Jetzt eine Tüte in einen Teller ausleeren, eine Kapsel öffnen, um erst einmal zu schauen, wo die Saat sitzt, wie groß sie ist und daran das Arbeitsmittel auszuwählen. Bei vielen Korbblütlern kann man die Saat einfach so aus dem Körbchen ziehen, bei den Disteln dann mithilfe der Pinzette oder eines Holzstäbchens und Handschuhen. Hülsenfrüchte lassen sich am besten mit der Hand öffnen. Die meisten Kapseln werden mit dem Dreschflegel zerkleinert, wobei nach Jesajah 28 zu beachten ist, dass Getreide eine härtere Behandlung als die Gewürze und andere Saaten verträgt. Also sollten wir letztere idealerweise im Sieb zerkleinern, das die Samen durchlässt. Jetzt geht es noch darum, die Saat von der Spreu zu trennen. Dazu kann man mit je einem feineren und einem gröberen Sieb die unerwünschten Teile separieren. Als letzten Schritt kommt zum Worfeln die Frittenschale zum Einsatz: Ein nicht zu großer Teil der Probe kommt in die besagte Schale, gleichzeitig schütteln und sanft hinein blasen, so dass die leichtere Spreu über den Rand verschwindet.
Abschließend noch die Frage, wie sauber die Saat eigentlich sein muss. Wenn wir die Pflanzen in Töpfen oder Schalen vorziehen, sollte die Saat sehr gut geputzt sein, da Spreureste  hier gerne Pilze anlocken, die dann auch unsere Pflänzchen befallen können. Für Direktsaat auf die Beete spielt es eigentlich keine Rolle, da es hier durch das eingespieltes Bodenleben keine derartigen Infektionen gibt. Also keinesfalls versuchen die Körner aus den Spelzgetreide (Emmer, Dinkel) zu lösen, es reicht, die Ähren auseinander zu pflücken.
Bleibt noch viel Erfolg und Freude zu wünschen bei dieser schönen Arbeit.

Ihr Volker Struss

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